Auf Kuba scheint die Sonne an über 200 Tagen im Jahr. Eine Trauminsel? Unbedingt – und doch ganz anders, als man die Karibik sonst kennt.
Das ist das schönste Land, das Menschenaugen je erblickt“, schwärmte im Jahre 1492 schon Christoph Kolumbus, als er Kuba (für sich) entdeckte. Eine Einschätzung, die auch über 500 Jahre später noch zutrifft. Schon die Strände! Varadero etwa, ein karibisches Badeparadies mit endlos langen Traumbuchten, klarem Wasser und turbulentem Nachtleben. Überhaupt: Knapp 6.000 Kilometer Küste, dreihundert Strände, dazu der Reiz der historischen, charmant bröckelnden Altstädte, die entdeckt werden wollen – Kuba geizt nicht mit seinen Reizen. Nicht nur in Havanna mit seiner grandiosen Architektur, der Uferpromenade Malecón und den historischen Bars und Geschäften. Auch das Städtchen Trinidad, das mit seiner gut erhaltenen Architektur aus dem 18. und 19. Jahrhundert zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist einen längeren Abstecher wert. Oder die „Perle des Südens“ Cienfuegos, das den ersten französischen Siedlern seine idyllische Kolonialarchitektur verdankt und außerdem noch malerische Strandlandschaften vorzuweisen hat.
Die Lebenslust ist mit Händen zu greifen
Wer an den Flughäfen von Havanna, Varadero oder Holguín landet, hört vermutlich als Erstes laute Salsa-Klänge, sieht bunt gekleidete Frauen mit dicken Zigarren im Mund umherstolzieren und steigt womöglich gleich in einen der chromblitzenden Oldtimer ein, die gemächlich durch die Straßen cruisen. Ein Filmset fast, die Aura fröhlicher Lebenslust ist mit Händen zu greifen. Wer allerdings ein wenig genauer hinschaut, wird den Unterschied zu vielen anderen karibischen Touristenzielen bemerken: Nirgendwo prallen die Widersprüche aus Individualismus und staatlich verordnetem Gleichklang so heftig aufeinander wie auf der sozialistischen Karibikinsel, die mit Palmenstränden und grünen Naturreservaten beste Voraussetzungen für werthaltigen Tourismus bietet. Doch was früher einmal der glamouröse Vorhof reicher Amerikaner aus Florida war, ist seit der „Revolution der Bärtigen“, sprich Fidel Castro und Che Guevara, im Jahr 1959 ein exotischer Schauplatz sozialistischer Umtriebe. Die Wahrheit ist: Auf Kuba ist es leichter, einen Buddel Rum zu bekommen als eine Flasche Selters.
Doch wer sich in der Hauptstadt Havannas einmal im belebten Viertel Calle 23 aufgehalten hat, kann sich kaum vorstellen, dass viele Kubaner ihre liebe Mühe haben, den Alltag zu bewältigen. Denn auf den Straßen tanzen sie trotzdem. Wenn es ein Volk gibt, das gelernt hat, die Mängel des sozialistischen Alltags lässig hinzunehmen, sind es die Kubaner. Das Alltagsdurcheinander wird nur noch von ihrer Improvisationskunst getoppt. Für Besucher heißt das allerdings: Einatmen. Ausatmen. Einatmen … und alles nicht zu wichtig nehmen.
Auf den Straßen Salsa-Tänzchen mit Mojito
In Kuba gehört Live-Musik zur Grundausstattung jedes besseren Imbisses. Auch in dieser Hinsicht ist Trinidad ein Geheimtipp. Auf der Freilufttreppe am Plaza Mayor finden beinahe täglich Partys unter freiem Himmel statt – Salsa-Tanzvergnügen auf Mojito-Basis. Auch auf den Straßen von Havanna wird an allen Ecken eifrig musiziert. Abende unter dem Label des „Buena Vista Social Club“ finden in der Regel in hinreißend verfallenen Theatern statt. Solche Abende werden mit viel Aufwand als festlich inszenierte Mitklatsch-Shows auf die Bühne gebracht. In diesen Momenten wirkt Havanna – ach was: ganz Kuba! – wie der romantischste Ort auf der ganzen Welt. Harald Braun
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