Diese Weite, dieses Licht, diese Kultur! Die spanische Atlantikküste zwischen Tarifa und Jerez de la Frontera beschert uns Andalusien in seiner schönsten Form
Am ersten Urlaubstag versuchen manche noch, den Namen irgendwo im Rachen zu formen und rauchig klingen zu lassen, dabei ist das ganz einfach: Jerez spricht sich einfach nur „Che-räss“. Und wo wir gerade dabei sind: Das berühmteste Produkt aus der Stadt nahe der Costa de la Luz ist ein „vino Jerez“. Sherry nennen das Getränk wirklich nur die Engländer, und jeder Bodega-Wirt wird sich freuen, wenn man sein Gläschen korrekt bestellt. Die Leute hier sind nämlich stolz auf die dreitausendjährige Weinbautradition der Stadt, die mit vollem Namen „Jerez de la Frontera“ heißt – dieses „an der Grenze“ tragen spanische Orte immer dann im Namen, wenn sie früher im Grenzgebiet des christlichen zum maurischen Spanien lagen. Das arabische Erbe ist bis heute unübersehbar. Die Festung der maurischen Herrscher, der Alcazar, ist noch immer das prächtigste Gebäude der Stadt; auch die Stadtmauer stammt noch aus dieser Zeit. Und die Kathedrale steht auf den Fundamenten der größten Moschee.
Jerez ist auch sonst eine Stadt der Traditionen. Die Kartäuserpferde, die man bei einem Besuch der Spanischen Hofreitschule bewundern kann, gehören zu den seltensten Pferderassen der Welt; sie wurden bereits im Mittelalter von Mönchen des Klosters Santa María de la Defensión gezüchtet. Und natürlich ist Jerez für seinen Flamenco berühmt. Ein Abend in einer Bodega mit klappernden Kastagnetten und schwingenden Rüschenkleidern gehört für viele zu den Highlights einer Andalusienreise.
Cádiz mit seiner schönen Altstadt ist eine echte Schatztruhe
Ausflüge? In der Nähe liegen einige der schönsten Strände Andalusiens: die Playa de la Barrosa bei Novo Sancti Petri, die Playa del Palmar, die Playa de Zahara, und etwas weiter dann Tarifa, der südlichste Ort auf dem europäischen Festland und ein Hotspot der weltweiten Surfer- und Kiterszene. Wer sich eher für andalusische Kultur und Geschichte interessiert, kann natürlich einen Tagesausflug nach Sevilla machen. Oder man fährt von Jerez aus in weniger als einer Stunde nach Cádiz, die Stadt, die vom Meer umspült auf einer langen Landzunge liegt.
Und alle Wege führen irgendwann zum Meer
Weil Andalusien so viele Highlights hat, wird Cádiz oft links liegen gelassen. Ein Fehler, denn die Altstadt ist grandios. Die vielen Türme haben im 16. Jahrhundert Kaufleute bauen lassen, um die Ankunft der Schatzflotten aus Amerika nicht zu verpassen. Vom 45 Meter hohen Torre Tavira hat man auch heute noch einen phänomenalen Blick auf Stadt, Land und Meer.
Cádiz entdeckt man am besten zu Fuß. Einfach loslaufen. Um Ecken biegen. Staunen. Cádiz ist ein Ort, dessen Vergangenheit man in jeder engen Gasse, auf jeder kleinen Plaza erahnt. Doch alle Wege führen irgendwann zum Meer. Da sitzt man da vor einer Bodega, schaut zu, wie die Wellen am Strand knabbern, trommelt mit den Fingern leise einen Flamenco-Rhythmus auf den Tisch und nickt dem Kellner zu, um noch ein Gläschen vino Jerez zu bestellen. Das hat in dieser Gegend schließlich Tradition.
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