{{postCount}} Maraschino und Meeresorgel

Dalmatien

Maraschino und Meeresorgel

Baden, staunen, schlemmen: Die mitteldalmatische Adriaküste zwischen Zadar und Makarska zieht alle Register

Kurz nach Sonnenuntergang geht die Farbe des Himmels allmählich von Violett über Dunkelblau in Schwarz über, und wer jetzt Zeit hat in Zadar, läuft durch eine der Altstadtgassen hinunter zum Wasser. An der Uferpromenade hat der Architekt Nikola Bašić Glasplatten im Boden versenkt. Tagsüber speichern Solarzellen unter diesen Platten das Sonnenlicht, abends wird diegesammelte Energie genutzt, um bunte, auf-und abschwellende Lichtmuster zu erzeugen – wie Polarlichter im Asphalt, so sieht das aus. Die Menschen lieben das. Sie schauen. Und staunen. Und träumen. Und setzen sich nach einer Weile auf die Treppe hinunter zum Wasser, wo die Meeresorgel ihr Lied singt. 

Zadar, Stadt mit Geschichte und Charme

Die Meeresorgel funktioniert so: Wasser, das gegen die Kaimauern schwappt, erzeugt dort in Resonanzkörpern unter Wasser Töne. Man hört die lang gezogenen Laute durch kleine Löcher in den Steinen, und es klingt beinahe so, als wollten irgendwo da draußen Wale mit den Menschen an Land Kontakt aufnehmen. Natürlich ist das kitschig. Aber gleichzeitig auch so bezaubernd, dass man den ganzen Abend hier sitzen bleiben könnte. 
Überhaupt ist dieses Zadar etwas Besonderes. Vom Kopnena Vrata, dem löwenverzierten Stadtmauertor zwischen der kleinen Marina und dem Fünf-Brunnen-Platz (auf dem die Bewohner von Zadar bis Mitte des 19. Jahrhunderts ihr Wasser schöpften), ist man schnell in der Altstadt. Dabei spielt es keine Rolle, welche der kleinen Straßen man nimmt: Zadars historisches Zentrum ist klein und überschaubar, und am Ende eines Sightseeing-Tages wird man wahrscheinlich feststellen, dass man in wirklich jeder Straße und in jeder Gasse gewesen ist – es sind tatsächlich auch bloß fünf Straßen beziehungsweise acht Quergassen. Und überall hat man gesehen, wie bravourös die Stadt die Kunst beherrscht, klassische Relikte wie römische Säulen oder Mauerreste aus dem Mittelalter wie selbstverständlich in Stadtbild und Alltag zu integrieren. Hoch in den Himmel ragende Marmorstelen spenden Straßencafés Schatten. Wer während seines Streifzugs durch die Gassen müde geworden ist, setzt sich kurz auf einen der schneeweißen Marmorblöcke, die hier seit 2.000 Jahren herumliegen.

©Joachim Negwer
Ein Strandkleid geht immer: Shopping in Hvar

Stille Badetage an der Makarska-Riviera

Auch in Split blickt man auf Schritt und Tritt zurück in die Vergangenheit dieser Region an der Adria, die schon seit Jahrtausenden besiedelt ist. Der gewaltige Palastkomplex des römischen Kaisers Diokletian ist das Herz der Stadt, ihre ältesten Teile hat man in die Ruinen der Anlage hineingebaut. Und ja: Das sieht so fantastisch aus, wie es sich anhört. Zwischen alten Mauern und Säulenresten haben kleine Cafés, Restaurants und Läden eröffnet, und wenn es einem zu trubelig wird, genügen oft wenige Schritte: Es gibt überall stille Ecken und Nischen, in die man sich auf einen Kaffee oder ein Eis setzen und darüber nachdenken kann, wer vor einem schon alles über dieses Pflaster gelaufen ist.
Wer es ruhiger haben möchte, fährt zum Ausruhen entweder in den Krka-Nationalpark mit seinen berühmten Wasserfällen oder die Küste hinunter an die Makarska-Riviera. Der knapp 50 Kilometer lange Küstenabschnitt mit seinen Stränden und malerischen Städtchen vor der Kulisse des mächtigen Biokovo-Gebirges ist eigentlich einen eigenen Urlaub wert. Kann Wasser wirklich so aquamarinblau sein wie da vorne vor den Felsen am Strand? Und ein Sonnenuntergang wirklich derart spektakulär? Und kann man als kroatische Sauerkirsche eigentlich etwas Besseres werden als ein Maraska, ein Maraschino-Likör auf Eis, den man abends als Sundowner auf der Terrasse einer Bar in Makarska trinkt? Einen Maraska in Makarska: So ein Spruch wäre damals, als man noch Ansichtskarten geschrieben hat, ein wunderbarer Urlaubsgruß gewesen.
Zum Schluss: Insel-Hopping! Dalmatiens größtes Eiland heißt Brač und liegt direkt vor der Makarska-Riviera; das schmale, lang gestreckte Hvar ist gleich daneben. Wer noch mehr von diesem Stück Kroatien kennenlernen möchte, hat auf den beiden Inseln jede Menge Möglichkeiten. 

©Joachim Negwer
Erfrischendes Highlight: die Wasserfälle im Krka-Nationalpark
©Joachim Negwer
Hvar: moderne Kunst im alten Arsenal
©Joachim Negwer
Schiffsausflug in den Nationalpark Kornaten
©Joachim Negwer
Blick auf Boot in Dalmatien
©Joachim Negwer
Promenade in Dalmatien
©stock.adobe.com/ janoka82
Nationalpark Krka
©stock.adobe.com/larauhryn
Skradinski Buk, der größte Wasserfall Kroatiens
©stock.adobe.com/Karcsi
Wasserfall Skradinski Buk

Und Hvar sieht fast nach Venedig aus

Brač punktet eher mit Beschaulichkeit und Natur und mit dem Goldenen Horn, einem der berühmtesten Strände auf dieser Seite des Meeres. Hvar? Hat mit Stari Grad einen charmanten Hafenort. Und gibt sich in seiner Inselhauptstadt ziemlich majestätisch. 
Ein halbes Jahrtausend lang haben die Venezianer hier regiert und in noblen Palästen residiert; es gibt Ecken, in denen Hvar eher nach Markusplatz aussieht als nach kroatischer Küste. Ein Spazierweg führt nach Križni rat, einem Stück Küste, das vorwitzig ins Meer hinausguckt. Wer abends mal wieder erleben möchte, wie die Farbe des Himmels über der Adria allmählich von Violett über Dunkelblau in Schwarz übergeht, der macht das am besten hier. Es gibt zwar keine Lichtershow im Boden und auch keine singende Meeresorgel. Aber zuhören, wie die Wellen leise auf den Strand schlagen und die Möwen laut rufend über dem Meer fliegen: Das kann auch ganz wunderbar sein.

Wer abends mal wieder erleben möchte, wie die Farbe des Himmels über der Adria allmählich von Violett über Dunkelblau in Schwarz übergeht, der macht das am besten hier. Es gibt zwar keine Lichtershow im Boden und auch keine singende Meeresorgel. Aber zuhören, wie die Wellen leise auf den Strand schlagen und die Möwen laut rufend über dem Meer fliegen: Das kann auch ganz wunderbar sein.

©Joachim Negwer
Überragt vom Biokovo-Massiv: die Makarska-Riviera

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